30.10.2015
Ich hatte nochmal einen geilen Tag mit Ruinen und alten Kirchen, alten Hindu-Anhaltern, verwunderten Spicefarm Führerinnen und super Goa Beef mit neuen Freunden. Um 12 holt mich der Fahrer, 20 vor vier geht der Flieger und um 10 vor 7 schlage ich in Frankfurt auf. So der Plan, der sich natürlich noch ändert und die Kurzzusammenfassung eines wirklich außergewöhnlichen Tages. Und hier dann etwas detaillierter…
Wahrscheinlich habe ich alle etwas überbeansprucht, jedenfalls wurde mir vorgeschlagen, am letzten Tag doch noch etwas die Gegend anzuschauen. Zu diesem Zweck wurde mir ein Fahrer organisiert, der mich um 12 Uhr abholt und mir die Umgebung Panjims zu zeigen. Davor habe ich noch genügend Zeit, um den lieben daheim gebliebenen ein paar nette Mitbringsel zu besorgen – und davon gibt es hier wahrlich viele und schöne. Mein Gepäck kann ich im Hotel lassen, da ich wegen des späten (oder sollte ich lieber „frühen“) Flugs erst am nächsten Tag auschecken muss. Ich besorge kiloweise Cashewnüsse, die es hier in extra Läden in allen erdenklichen Qualitäten und Mischungen gibt. Dabei treffe ich nochmals den bekannten Schuhputzer, der mit meinen Flipflops wieder kein Geschäft machen kann. Macht nichts, wir quatschen ganz kurz und ich verabschiede mich. Dann gehe ich am Winestore vorbei und frage nach Sula. Den hat er auch, allerdings nur zwei Flachen. Er empfiehlt mir aber einen anderen indischen Wein (nachdem ich ihm klar gemacht habe, dass ich hier bestimmt keinen Spanier kaufen will). Dann geht es noch zu Fabindia, wo es wirklich tolle Dinge für zuhause gibt – von Klamotten bis zu Möbeln
Irgendwann habe ich alle Einkäufe erledigt und das meiste auch im Gepäck verstaut, dann geht es auch schon los auf meinen Ausflug. Der Fahrer ist super pünktlich und wir fahren am Fluss entlang nach Old Goa. Schon die Fahrt ist sehr beschaulich, was nicht zuletzt an der übervorsichtigen Fahrweise meines Fahrers liegt. In Old Goa setzt er mich ab und wir machen einen Treffpunkt aus. Ich habe Zeit, die alten Kolonialbauten (eigentlich nur Kirchen) der Portugiesen anzuschauen. Diese Kirchen sind alle sehr gut erhalten und werden nach wie vor aktiv genutzt. Ein gelebtes Freilichtmuseum also. Ich beginne in der Basilica do Bom Jesus von 1605. Hier liegen die Gebeine von Francisco de Xavier dem maßgebenden Missionar Asiens. Die Kirche ist sehr schön, als Europäer ist man natürlich imposante Kirchen gewöhnt, allerdings hat der koloniale Charme schon was. Weiter über die Straße und durch den großen Vorplatz schaue ich mir Se Cathedral an, das größte Gebäude der Stadt und gehe weiter am Archäologiemuseum entlang zur Kirche St. Cajetan, die mir von innen am besten gefallen hat. Ums Eck befindet sich noch die idyllisch gelegene Kapelle der Hl. Katharina. Sehr lustig fand ich, dass die Kirchen natürlich wie bei uns innen viele Darstellungen von Heiligen haben, diese aber sehr landestypisch angepasst sind. Es tauchen tropische Wälder, typische Gesichtszüge und Elefanten auf den Bildern auf, die die uns ebenfalls bekannten Geschichten im Lokalkolorit erzählen.
Church of St Francis of Assisi
Church of St Francis of Assisi
Beim Verlassen des Areals stürmen natürlich gefühlt hundert Menschen auf mich zu, die mir alle etwas verkaufen möchten. Sie lassen
aber auch schnell wieder von mir ab. Um die Ecke steht ein Geldautomat, also eigentlich ein Transporter mit aufgebautem
Geldautomaten. Eigentlich eine praktische Sache, um so etwas einfach mal mit zu nehmen… Das tue ich natürlich nicht, ich habe ja
ein Auto, sogar mit Fahrer. Dieser wartet dann auch schon auf der anderen Straßenseite. Hmmm, warten? Nein er schläft tief und fest
im auto und ich muss erst eine Weile ans Fenster klopfen, damit er aufwacht. Er will mich dann gleich weiter bringen zu einem Tempel
in den Bergen, ich möchte aber noch die Ruine der Kirche von St. Augustin sehen, die mich auf Bildern sehr fasziniert hatte. Der
Fahrer kennt diese Kirche gar nicht und ich muss ihm erst einmal den Weg zeigen. Typisch Tourist, will alte Ruinen anschauen… Ich
laufe dann eine Weile über das Areal und muss sagen, die alten Gemäuer gefallen mir sehr. Es hat wieder einen gewissen Indiana-
Jones-Flair. Ein paar Fotos und Hitzewallungen später sitze ich dann wieder im klimatisierten Auto und es geht weiter in Richtung
Berge und Tempel.
Church of St Francis of Assisi
Der erste Tempel ist der Shree Mahalaxmi Devasthan, den wir nach einiger zeit erreichen. Er liegt in einem schönen Tal, vor dem
Tempel sind die üblichen Verkaufsstände mit den üblichen Devotionalien. Ein älterer Mann betritt auch gerade den Eingang und
bedeutet mir, dass ich den dargestellten Gott rechts am Eingang doch auch fotografieren soll. Das mache ich natürlich, der Mann
möchte sich aber leider nicht ablichten lassen. Der Tempel selbst erinnert mich an eine russische Kirche. Er ist sehr schön und
bunt und wahrscheinlich frisch renoviert. Drin läuft gerade eine Zeremonie ab. Nachdem ich den Tempel umrundet habe gehe ich wieder
zu Auto, um weiter zu fahren. Nach fünf Metern haben wir dann auch noch einen neuen Fahrgast: den alten Mann von vorhin, den ich
natürlich gerne mitnehme – auch ganz gespannt, wo es denn nun hingeht. Er spricht leider kein Wort Englisch und der Fahrer
übersetzt nur das Nötigste. Er war eben beten und will nun nach Hause… Tja, das habe ich mir schon gedacht. 20 Minuten später ist
er zuhause angekommen und wir fahren weiter. Scheinbar haben wir nicht mal einen Umweg gemacht. Das war aber sicher gut fürs Karma!
Der nächste Tempel war der Shri Shantadurga Devasthan, ein großer und scheinbar wichtiger Tempelkomplex in Goa. Auch hier gibt es wieder etliche Verkaufsstände vor dem Eingang. Allerdings werde ich dieses Mal völlig ignoriert, es kommen wohl nicht viele Touristen hier her. Im Tempel läuft gerade wieder eine Zeremonie ab. ich versuche hinein zu schauen, scheitere aber daran, dass ich am Eingang für Frauen stehe. Da muss ich nun wirklich nicht hinein. Der Eingang für Männer ist allerdings sehr überfüllt. So begnüge ich mich ebenfalls mit einer Umrundung dieses Tempels, der von außen leider nicht so schön ist wie der vorhergehende.
Zum Abschluss des Ausfluges steht noch ein Besuch einer Spicefarm an. darauf hätte ich zwar verzichten können, aber Peter wollte mir eben alles landestypische zeigen und mich auch nicht verhungern lassen, denn dort war auch ein Lunch inklusive. Ich lasse mich also zu diesem Touristen-Hotspot kutschieren und kaufe mit zusammen mit einer deutschen und einer französischen Familie das Ticket. Auf Elefantenreiten verzichte ich ausnahmsweise. Im Empfangsbereich gibt es dann erst mal einen höllenstarken Ingwertee bevor es auf die Tour geht. Etwas langweilig ist mir schon, ich kenne mich ja mit Gewürzen aus. Ich reihe mich also hinten bei dem kleinen Jungen ein, dem es ähnlich geht wie mir. Dennoch gelingt es mir, die Gruppe etwas aufzupeppen, indem ich auf die Frage „Who wants to try the chili?“ mit „Me!“ antworte. Als ich auch das verhaltene „Are you sure?“ mit einem entschiedenen „Yes!“ erwidere, kommt Leben in die Bude… Ich beisse also erst mal vorsichtig in die kleine Piri Piri – geht ja ganz gut – und esse sie dann ganz. Ja, ist schon scharf. Von drei seiten wird mir Wasser gereicht und von der Führerin kommt ein „Are you okay?“ Ja, alles ist gut. Die Chili ist wirklich scharf aber auch lecker und Wasser brauche ich erst mal nicht, das macht es ja sowieso nur schärfer. Nachdem sich die Führerin ausgiebig vergewissert hat, dass ich die Chili überlebe und auch noch bewegungsfähig bin, geht es dann weiter. Wir lernen noch einiges über echten und falschen Zimt und gehen dann zum Essen. Auch das überlebe ich, es ist ein Buffet und schmeckt durchwachsen. Ich schaue mir lieber noch den Verkaufsstand an, entdecke aber bis auf Muskatblüten nichts besonderes. Im angrenzenden Bach tummeln sich die Schlangen, im Restaurant die Touristen, es ist Zeit zu gehen.
Auf der Rückfahrt meldet sich Sarah, ob ich abends noch etwas mit ihnen Essen gehen möchte, na klar möchte ich das! Der Fahrer wird gleich instruiert, dass er mich später nochmal abholt und dann mitten in der Nacht zum Flughafen fährt. Ich schwinge mich erst mal unter die Dusche, es war doch ein heißer Tag. Dann muss ich doch noch etwas arbeiten und komme kaum zum Ausruhen, denn es ist dann an der Zeit, zum Essen zu gehen. Wir fahren zu Sarah, wo ich dann auch endlich ihren Verlobten kennen lerne. Die beiden sind einfach super! Nach einem kurzen Plausch geht es dann ich ein nettes kleines aber sehr cooles Restaurant. Leider wird draußen renoviert, was wir aber im Laufe des Abends ignorieren, es ist einfach schöne, die Drinks im Freien zu sich zu nehmen. Beaula kommt auch noch und wir verbringen einen wunderschönen Abend mit sehr leckerem Essen (Das Rindersteak ist mal wieder ausnehmend lecker). Leider ist es um Mitternacht dann Zeit, Abschied zu nehmen, was uns allen schwer fällt. Aber hilft ja nichts.
Ich mache mich nochmal kurz im Hotel frisch und schnappe meine Tasche. Nach eine Stunde komme ich am fast ausgestorbenen Flughafen an, um feststellen zu müssen, dass der Flieger zwei Stunden später geht, als auf Ticket und Bordkarte verzeichnet ist. Toll, da hätte ich ja noch länger bleiben können und toll, komme ich dann rechtzeitig zuhause an, ich habe ja noch eine Verabredung für den Dia de los muertos… Nun ja, ich gehe erst einmal durch drei Kontrollen in die Halle. Mein Schalter ist natürlich noch nicht besetzt, ist ja viel zu früh. Zum Glück ist es zuhause schon Tag und so kann ich mich wenigstens unterhalten. Lustig, ich sitze in einer leeren Flughafenhalle, zuhause steht man mit dem Auto im Stau. Irgendwann macht endlich der Schalter auf und werde mein Gepäck los. Es füllt sich auch langsam und ich mache mich gemächlich auf den Weg. Das war auch eine gute Idee, die Sicherheitsleute haben sehr viel Zeit und kontrollieren akribisch. Nachdem jetzt an jeder Station mindestens je zwei Leute die Bordkarte in den Fingern hatten und sie mit vier Stempeln geschmückt ist, bin ich im Abflugbereich angekommen. Bald geht’s los.
Letztendlich hat dann alles geklappt und ich komme am nächsten Tag um 16 Uhr zuhause an. Zeit zum Auspacken ist nicht, ich dusche und dann geht es auch gleich weiter: Schminken und den Totentag feiern. Das passt, nachdem ich nun über zwei Tage wach und in Action bin, würde ich wohl auch ohne Schminke wie ein Toter aussehen.