12.10.2014
Nun war ich also in Kandy, der Stadt mit dem Nationalheiligtum und der Stadt aus der mein Fahrer kam. Die Unterkunft war schon mal gut. Sehr freundlich sehr sauber, sehr ruhig. Natürlich hatte ich vor, abends den Zahntempel zu besuchen. Für tagsüber hatte ich keinen Plan. Vicky schlug vor, in den Botanischen Garten zu gehen und nachmittags eine Show der Kandy Dancers anzusehen. Nun gut, irgendwie wollte ich mich ja beschäftigen.
Nach dem Frühstück fuhren wir also mal los. Auf dem Weg besorgte ich mir ein Ticket für die Tanzvorstellung in einem Theater, das nicht von Touristen heimgesucht wurde. Das Ticket war spottbillig. Dann ging es weiter in Richtung Botanischer Garten. Auf dem Weg bekam ich viel über Kandy erzählt. Wir hielten – das musste natürlich sein – noch bei einer Batikfabrik. Ich bekam eine kurze Führung, kaufte aber nichts. Die Qualität war super, die Preise entsprechend. Auf dem weg sah ich einen riesigen Parkplatz voller Motorräder. Vicky erklärte mir, dass der Staat allen öffentlich Beschäftigten, z.B. Eisenbahnern oder Polizisten, statt mehr Gehalt ein Motorrad gab, um mobiler zu sein. Den „Beschenkten“ war dieser Ausgleich im Vergleich zu besseren Arbeitszeiten oder mehr Lohn aber nicht recht, so dass es gerade im ganzen Land Streiks gab.
Nach einiger Zeit kamen wir beim Botanischen Garten an. Ich wanderte durch die Anlagen zusammen mit vielen Einheimischen, die im Begriff waren, ein Picknick zu machen und mit auffällig vielen jungen Liebespaaren, die hier unbeobachtet waren. Morgens war noch nicht viel los und ich konnte ganz gemütlich durch die schöne Anlage spazieren. Der Garten ist in verschiedene Themen aufgeteilt und schön gepflegt. Hauptsächlich gibt es Bambus in teilweise beeindruckenden Größen. Das Wichtigste ist aber, dass es ein Garten für die Bevölkerung ist. Überall gibt es Sitzgelegenheiten und Tische. Gegen Mittag ist es dann auch schon sehr voll und überall wird gegessen. Ein paar Touristen haben sich auch hier her verirrt. Die Aufseher versuchen sich durch „Tipps“ und „Führungen“ ein wenig Geld dazu zu verdienen. Ich finde es allerdings fragwürdig, wenn man auf dem Weg, den man gerade sowieso unterwegs ist, auf eine große Seidenspinne hingewiesen wird, die man gar nicht verfehlen kann… Aber egal, ich habe den ruhigen Vormittag genossen.
Nachmittags wurde ich noch zu einem Hügel mit einem Tempel und einem großen Buddha gebracht. Die Aussicht von dort war sehr schön und verschaffte mir einen guten Überblick über die Stadt. Danach ließ ich mich in der Stadt absetzen und schaute, ob es etwas zum Einkaufen gab und wo ich abends essen würde. Zum Einkaufen fand ich nichts, also machte ich mich auf den Weg zum Guesthouse, um mich frisch zu machen. Später stand ja noch die Tanzvorführung auf dem Programm.
Ich erwartete ja Busse und Horden von Ausländern bei der Tanzvorführung und wurde sehr positiv überrascht. Mir wurde nicht zuviel versprochen. Neben mir waren noch etwa zwei Hände voll westlicher Touristen zugegen. Alle anderen im Publikum waren wohl Einheimische. Der Saal war voll und es war eine ganz lustige Stimmung. Essen und Trinken wurde verkauft und man unterhielt sich über die Reihen hinweg – auch wir Touristen wurden aktiv einbezogen. Da ich relativ früh da war, hatte ich auch viel von der netten Stimmung. Laut und pünktlich fing dann die Vorstellung an und ich war abermals positiv überrascht. Die Tänzer zeigten einiges an Akrobatik und tolle bunte Kostüme. Sie waren auch nicht zu professionell, so dass auch gelegentlich mal ein Lachen heraus rutschte oder ein Stolperer passierte. Ich fand es gut, zumal ich mir nicht unbedingt gerne Tanzvorstellungen anschaue. Aber diese eineinhalb Stunden waren es schon mal wert.
Nach der Vorstellung schlenderte ich nochmals durch die Stadt und aß einen kleinen Snack. Die Stadt ist nun wahrlich nicht groß und so kannte ich danach eigentlich jede Ecke. Ich ging weiter zom Tempel des heiligen Zahnreliktes, zu dem nun nach Einbruch der Dunkelheit Menschen aus allen Ecken und Enden strömten. An der Kasse kaufte ich mein Ticket (eines, mit dem man sich direkt beim Schrein einreihen durfte) und gab meine Schuhe ab. Der Tempel ist schon von aussen sehr schön. Der Weg zum Schrein führte durch einen Eingangsbereich zum unteren Teil des Tempels, wo schon viele Leute beteten. ich reihte mich in die Schlange an der Treppe ein und wartete. Es schien so, dass Touristengruppen die besseren Karten hatten, da diese immer wieder schubweise hinein gelassen wurden. Ich stand mit ein paar wenigen Westlern in der Reihe der Einheimischen. Oben sah ich, dass dies zwar die langsamere aber durchaus die bessere Wahl gewesen war. Die Gruppen wurden einfach im Vorraum vorbei geschleust. Meine Reihe schlängelte sich direkt an der Tür zum Schrein vorbei. Die echten Pilger in meiner Reihe wurden dann in einen Warteraum gelassen und grüppchenweise durch den Schrein geführt. Mir wurde dieses Privileg natürlich nicht zuteil. Dennoch kam ich nach einer guten Stunde Schlange Stehen auch direkt am Eingang vorbei und konnte einen kurzen Blick ins Heiligste erspähen. Wie zu erwarten war es nicht sehr spektakulär. Das Relikt (also der Behälter, in dem sich der Zahn befinden soll) wurde drinnen herum getragen und bestaunt. Für mich ging es weiter – nun schneller – in den Vorraum, wo ich mich dann noch eine ganze Zeit aufhielt um das Treiben zu beobachten. Fasziniert war ich besonders von den Blumenkünstlern. die aus Chrysanthemen und anderen Blüten unermüdlich nette Figuren bastelten, die dann geopfert wurden, um neue Figuren zu basteln. Die ganzen Gläubigen opferten ihrerseits Blüten, Obst, Geld, Gold und alles Mögliche. Es ging zu wie im Taubenschlag. Alte und Kranke wurden von ihren verwandten zum Warteraum gebracht und kamen dann sehr erleichtert und zufrieden wieder zurück. Glaube versetzt eben Berge. Ich war fasziniert. Nach einer guten Weile besichtigte ich dann noch die anderen Teile des schönen Tempels, holte meine Schuhe und ging noch eine Kleinigkeit essen und ein paar Bierchen Trinken.