09. und 10.11.2013
Ich dachte eigentlich, ich könnte etwas länger schlafen, nachdem ich praktisch davor zwei Tage war gewesen war. Aber nein, den Hühner-Rhythmus hatte ich mir wohl wirklich verinnerlicht, so dass ich wieder einmal in der Dämmerung wach war. Ich musste dadurch auch noch eine Weile auf das frühe Frühstück warten, das auch nicht schlecht war – zumindest ausreichend. Aber wer verlangt schon, dass man mitten in der Nacht mit einem fürstlichen Essen bedacht wird.
Früh Aufstehen musste ich ja, da heute ein Halbtages-Ausflug in den Tangkoko Nationalpark gebucht war. Ich machte mich also auf zum Eingang und war gespannt, was ich alles zu sehen bekommen sollte. Am Eingang erwartete mich schon mein Guide mitsamt Motorrad. Die Eintrittsgebühr, die ich am vorherigen Tag bezahlt hatte, war auch noch gültig. So konnte es also los gehen in den Dschungel.
Der Startpunkt war eine Rangerstation an dem Weg, den wir gestern schon zum Maki Beobachten eingeschlagen hatten. Es ging leicht bergauf und die Stimmen des Waldes untermalten den Spaziergang. An den Bäumen saßen lustig gefärbte Zikaden, mehr war aber erst einmal nicht zu sehen. Mein Guide war sehr bemüht, mir größere Tiere zu zeigen, hatte aber bis auf ein paar Vögel, die in 40 oder 50 Meter Höhe herum hüpften, wenig Glück. Die Gudes verständigten sich ständig per SMS und Telefon, um sich gegenseitig mitzuteilen, wo sie gerade was gesehen hatten. Wir schlugen ein paar Haken, um an diese Stellen zu gehen.
Der Wald war sehr faszinierend und ursprünglich, Tiere gab es allerdings bis zur ersten Pause nicht viele. Irgendwann meinte der Guide, einen Kuskus gesehen zu haben und versuchte ihn im Blätterdach auszumachen. Wir sahen einen Specht! OK, auch mal nicht schlecht für den Anfang…
Etwas weiter startete dann eine rege Handy-Konversation. Es war was im Busch! Mein Guide wurde etwas hektischer und wir schlugen einen Weg quer durch den Wald durch dichtes Unterholz ein. An einem hohen Baum hatte man Nashornvögel gesehen. Wir hörten sie zunächst nur. Dann flogen sie weg! Aber den Umrissen nach mussten sie sehr groß gewesen sein. Immerhin ein Teilerfolg, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Wir bahnten uns den Weg wieder zurück, um bei einer riesigen hohlen Würgefeige heraus zu kommen.
Das war ein sehr beeindruckender Baum, der seinen Wirt schon vor langer Zeit verdaut hatte. Im Inneren konnte man an den Luftwurzeln bequem ein paar Stockwerke hinauf klettern, was ich auch tat. Unterwegs störte ich dann noch einen schlafende Koboldmaki, der unter lautem Pfeifen einen gemütlicheren Schlafplatz suchte. Wie hoch ich war, weiß ich nicht, auf jeden Fall zu hoch, um schnell mal runter zu springen, als ich meinen Guide wieder nervös rufen hörte, ich solle doch schnell mal in den Baum schauen. Jetzt schau mal in den Baum, der draußen steht, wenn du gerade IN einem Baum bist… Also gut, ich kletterte so schnell es eben ging wieder nach unten und schaute in den Baum. Und dieses Mal sah ich den Hornbill in seiner ganzen Pracht! Schöner Vogel! Lauter Vogel! Schneller Vogel! Denn ich konnte ihn gerade noch knipsen, da machte er sich schon wieder auf und davon.
Währenddessen fanden sich zwei deutsche Touristen an der Würgefeige ein, mit denen ich mich ein Weilchen unterhielt, bevor es weiter ging. Wir liefen nun zurück in Richtung Strand, was am lauter werden des Meeresrauschens deutlich zu erkennen war. Leider war die Suche nach Großwild nach wie vor erfolglos. Auf dem Weg fanden wir neben ein paar beeindruckend großen Insekten einen beeindruckend kleinen Skorpion.
Wir kamen an der Rangerstation wieder aus dem Wald heraus. Dort zeigte mir mein Guide noch eine kleine Schildkröten Aufzuchtstation. Man begann gerade damit, die Schildkröteneier zu sammeln, um sie so vor Mensch und Tier zu schützen. Nachdem ich die niedlichen Kleinen ein wenig bewundert hatte, ging es dann weiter am Strand entlang wieder in Richtung des Dorfes. Wir suchten nun Affen, genauer schwarze Makaken, die sich um die Mittagszeit hier herum treiben sollten. Auch hier wurde wieder intensiv das Handy benutzt, was letztendlich auch zu Erfolg führte.
Kurz vor dem Parkausgang stießen wir auf eine große Gruppe schwarze Makaken. Zuerst dachte ich „Ach ja, da sin ja ein paar Affen im Gebüsch… nett!“. Als mir dann gesagt wurde, ich solle doch einfach mal etwas näher kommen („not more than 5 meters and go back when they show their teeth!“), merkte ich, dass wir ringsum von Makaken umgeben waren, die langsam durch den Wald streiften. Laut meinem Guide handelte es sich um einen Teil der Gruppe „Rambo 1“, der aus ca. 70 Tieren bestand, die gerade vor, hinter, neben und über mir herumliefen. Ich folgte der Gruppe durchs Unterholz und konnte sie sehr schön beobachten. Sie schauten ein wenig argwöhnisch, zeigten aber weder Scheu noch aggressives Verhalten sondern ließen mich mitziehen. Irgendwann sahen wir das Alpha Männchen, das auch mir als solches auffiel. Es ist einfach das größte und imposanteste Tier der Gruppe, das sich offensichtlich auch gut verwöhnen lässt und die Ruhe weg hat. Aufgrund des eindrucksvollen Gebisses wagte ich mich allerdings nicht sehr nahe heran. Nach einer Weile zogen sie dann weiter in den dichteren Wald und wir wieder in die Zivilisation.
Es war eine sehr gute geführte Wanderung durch einen wirklich klasse Nationalpark. Auch der Guide war recht motiviert leider konnte er nicht sehr viel erklären. Natürlich haben wir nicht so viel Wildlife gesehen, wie wir uns erwünscht hatten, da ist man halt auf den guten willen der Waldbewohner angewiesen. Aber es gab ja dennoch einige Highlights.
Nachmittags ging ich an den Strand, ich hatte mir Schnorchel und Maske besorgt. Ich lief auf brennend heißem schwarzem Sand wieder in den Nationalpark hinein. Am Horizont zeichnete sich eine riesige Unwetterfront ab und der Wellengang war trefflich als unruhig zu bezeichnen. Als ich an der Stelle ankam, die mir als gut zum Schnorcheln beschrieben wurde, merkte ich dass es bei diesen Wellen keinen Sinn machen würde, sich bäuchlings ins Wasser zu werfen. Der Boden war nicht sehr tief und bei den Wellen würde ich mit Sicherheit Bauch und Beine komplett aufschürfen. Also watete ich hinein, um an eine etwas tiefere Stelle zu kommen, was aber auch nicht leicht war. Ich machte dann einen Kompromiss: Sitzschnorcheln… Nun ja… ich war ja sowieso vom Tauchen verwöhnt.
Langsam machte ich mich wieder auf den Rückweg und beobachte ein Bisschen das Strandleben. Die Strandkids freuten sich über Fotos und machten ihre Kunststückchen. Ich hielt kurz an einem Kiosk, um mir ein kühles Bier zu besorgen und setzte mich dann damit auf meine Terrasse. Meine Nachbar, zwei Tschechen, kamen auch bald von ihrer Tour zurück und wir verbrachten den Nachmittag mit Fachsimpeleien, was wir so im Wald gesehen hatten – ich war klar im Nachteil…
Nach dem sehr guten und äußerst reichhaltigen Abendessen sammelten sich so langsam immer mehr einheimische Studenten vor Ort. Ich wurde „eingeladen“, an ihrer kleine Party teilzunehmen, was bedeutete, dass ich mich erst mal hinten auf ein Moped schwang, um im Laden, Bier und Arak zu kaufen. Der Arak war übrigens selbst gemacht und schmeckte sensationell. Am nächsten Morgen hatte ich auch noch mein Augenlicht. Leider mixten die Kids das Ganze mit Sprite und Fruchtsaft, was dem Geschmack nicht unbedingt zuträglich war. So verbrachten wir den Abend in warmer Luft und von Gitarren begleitet, mit ein paar Unterbrechungen, um Nachschub zu besorgen. Irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr zerstreute sich die Gesellschaft und ich warf mich auch ins Bett.
Am nächsten Tag schlief ich tatsächlich etwas länger und wachte mit etwas dickerem Kopf auf. Nach dem Frühstück machte ich mich an die Abreise nach Manado. Ich wartete an der Straße bis ein freundlicher älterer Herr in einem neuen komfortablem Jeep anhielt und mich gegen geringe Bezahlung nach Bitung mitnahm. Dort stieg ich in einen klapprigen Bus nach Manado ein, um dort dann mit dem Mikrolet zum bewährten Hotel Central zu fahren. Nach dem Einchecken ging ich ins bewährte Restaurant am Meer und ließ den Tag ausklingen.
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