06.11.2013
Der zweite Tag unserer geführten Tour brach an. Wie immer war ich vor den Hähnen wach und hatte Zeit, langsam zu tun. Nach dem Frühstück, das wieder perfekt war, traf ich mich mi den beiden Kanadiern und Andreano, um den zweiten Tag der Tour anzutreten. Dieses Mal ging es auf die südlichen Dörfer, um die typischen Häuser und verschiedenen Grabstätten zu besuchen.
Wir rollten das Ganze von hinten auf und begannen ziemlich weit im Süden an einem Dorf mit älteren Häusern, von denen man auch das Wohnhaus besichtigen durfte. Sehr spartanisch: geschlafen wird auf Bastmatten, außer Bildern und einem Fernseher gibt es eigentlich keine Einrichtung. Gewohnt wird tagsüber im Nebenhaus, wo auch die Küche ist. Trotzdem ist das Haus mit reichlich Schnitzereien verziert. Natürlich gibt es auch einen kleinen Andenkenladen, das wird sich aber überall so fortsetzen. Unter den Reisspeichern schliefen die Hunde und dahinter begann ein kleiner Bambuswald, der eine weitere Attraktion beherbergte.
Über eine Treppe gelangte man in den Wald, wo sich ein heiliger Baum befand, in dem Kinder beigesetzt waren. Kindergräber im Baum, das war auch neu für mich und irgendwie befremdlich, anzuschauen. Kinder, die noch keine Zähne haben, werden aufrecht stehend in Bäumen begraben. Dazu werden sie in Tücher gewickelt, in eine vorbereitet Nische im Baum platziert und dann wird das Ganze mit Bambus verschlossen. Den Rest regelt die Natur: Die Nische wächst zu und der Glaube sagt, dass der Baum somit das Kind wieder mit allem versorgt und es darin weiter wächst. Schon eine spannende Vorstellung.
Weiter ging es dann (nach Entrichtung der Eintrittsgelder) erst einmal durch viel Landschaft mit frischen grünen Reisfeldern, bis wir dann eine Multi-grab-gegend erreichten. Hier gab es die modernen einzeln stehenden Gräber, die wie kleine Häuser aussehen und ganze Familien fassen, links im Tal waren Höhlengräber, die in den Fels gehauen waren und rechts war eine sehr alte Höhle mit hängenden Gräbern, die wir besichtigten.
Hängende Gräber ist relativ zu verstehen. Es hingen einst viele Särge in den Wänden und Decken der Höhle, allerdings waren im Lauf der Zeit doch die meisten vermodert, so dass nun viele Gebeine auf dem Boden lagen oder liebevoll in den Höhlennischen drapiert wurden – ebenfalls ein etwas gruseliger Anblick, der sicher nach Einbruch der Dunkelheit auch sehr viel Spaß gemacht hätte… Auf jeden Fall lud dieser Ort, nachdem man erst einmal seine westliche Scheu abgeschüttelt hatte, zu skurrilen Fotos ein. An dieser Stelle sei gesagt, dass ein Besuch und auch das Fotografieren der Orte ausdrücklich erwünscht ist, sofern man sich respektvoll verhält.
Aufgereiht Grünspan Gestapelt Ahnen Sind da auch Schädel im Fels?
Nach diesem doch etwas gruseligen Eindruck fuhren wir weiter zu Felsengräbern, die ich schon aus Bildern kannte. Hier waren neben einigen Gräbern im steilen Fels, die von geschnitzten Abbildern der Toten bewacht wurden auch die Lagerflächen für die Laden, mit denen die Toten hierher transportiert wurden. Diese Laden werden nur einmal benutzt und dann abgestellt. Wir schauten und die Gräber und die alten Utensilien eine Weile an, dann fingen aber die Mägen an zu knurren.
Das Mittagessen sollte in einer sehr klar auf Touristen ausgerichteten Kneipe sein, die uns aber überhaupt nicht zusagte. Nach kurzer Diskussion untereinander beschossen wir, Andreano zu bitten, uns in ein etwas angenehmeres Restaurant zu fahren, was er auch gerne machte. Das zweite Restaurant war dann auch wesentlich schöner gelegen und machte keinen sehr touristischen Eindruck. Auch das Essen (das wir beim ersten ja nicht beurteilen konnten…) war sehr gut. Nach dieser kleinen Pause fuhren wir dann gut gelaunt weiter in Richtung eines Königsdorfes.
Links Reisspeicher, rechts Wohnhäuser
Dieses Dorf (eigentlich ja nur das Haus einer Familie) war mir schon aus ein paar Reportagen bekannt. Es sah aber tatsächlich sehr beeindruckend aus. Auf der einen Seite standen viele Reisspeicher (was vom Vermögen der Familie zeugte) auf der anderen einige Häuser. Die Dächer waren traditionell mit Palmwedeln gedeckt und bewachsen, was mit gut gefiel. Um dem Klischee noch mehr Ehre zu machen, suhlte sich ein Wasserbüffel hinter dem Haus. Das hinterhältige Biest wartete wohl nur die Gelegenheit ab, mich mit Schlamm zu bespritzen… was es auch tat, als ich es fotografierte. Es war also ein recht vergnüglicher Fotostopp – zumindest für die anderen.
Danach fuhren wir wieder durch Reisfelder zurück un Richtung Rantepao. Unsere letzte Station sollte Kete Kesu sein, das wahrscheinlich bekannteste traditionelle Dorf des Tana Toraja. Ich hatte schon Vieles darüber von anderen Travelern gehört und die Meinungen gingen von „wunderschön“ bis „total überlaufen“. Wir hatten offensichtlich Glück: Zum Einen war nicht viel los zum Anderen machte das Wetter auch richtig gut mit. Wir konnten gemütlich das Dorf auf uns wirken lassen und spazierten zwischen den Gebäuden hindurch. Auch wenn Kete Kesu sehr bekannt und beliebt ist, fand ich es doch eines der schönsten Dörfer hier. Es gab einiges an schönen Details zu entdecken.
Nach der Besichtigung des Dorfes ging es vorbei an Souvenirständen weiter zu den hängenden Gräbern von Kete Kesu. Sicher auch ein Grund, warum hier der beliebteste Ort des Tales ist. Hier ist alles an einem Fleck – ideal für Bustouren. Unterhalb der hängenden Gräber waren noch ein paar sehr große moderne Grabstätten zu sehen. Dann ging es zwischen Gebeinen eine steile Treppe hinauf. Ein wahres Knochendurcheinander. Hier findet man seine angehörigen mit Sicherheit nicht mehr. Umrahmt war das Szenario mir einem hübschen Bambushain. Auf halbem Weg zeigte uns Andreano noch typische Frauen (in Schweineform)- und Männer (in Büffelform)-Särge.
Dann ging es vorbei an einer Hütte mit einsamem Schädel etwas weiter in eine Höhle, die auch als Grabstätte genutzt wurde. Es war Stockdunkel aber ich hatte glücklicherweise eine Taschenlampe dabei. Der Boden war auch das direkte Gegenteil von griffig und die Atmosphäre schon etwas gespenstisch. Drin lagen einige wenige Gebeine auf Felsvorsprüngen. Nachdem wir wieder ans Tageslicht gelangt waren, stellen die Kanadier fest, dass Ihre Kamera ihre Seele bei den Toten gelassen hatte und mutmaßten, dass es sich hier um einen Fluch handeln musste. Das konnte ich glücklicherweise nicht bestätigen – meine Kameras funktionierten noch beide.
Irgendwann fallen die auch runter
Wir machten uns auf die Rückfahrt und verabredeten uns für später. Die Kanadier wollten heute noch mit dem Nachtbus zurück und ich ließ sie ihre Sachen bei mit im Hotel lagern und meine Dusche benutzen. Danach machte ich mich frisch und traf sie wenig später mit ein paar frischen Bieren in der Hand wieder vor dem Hotel. Sie hatten sich erkundigt, ob man sich in Indonesien mit Alkohol in der Hand in der Öffentlichkeit bewegen durfte. Man durfte!
Also machten wir noch einen Abschiedsspaziergang mit Kaltgetränk durch schwüle Rantepao. Zum Essen gingen wir nochmals ins Rimiko Retaurant, die tatsächlich recht gut war. Es gab sogar ein paar Toraja Gerichte, die normalerweise vorbestellt werden müssen. Nach ein paar Stunden nahmen wir Abschied und ich begleitete die Jungs zum Bus, um mir dann auch gleich das Ticket für den nächsten Abend zu besorgen. Danach fiel ich doch etwas geschafft ins gemütliche Bett.
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