19.und 20.11.2016
Um 11:25 Uhr geht der Flieger über Istanbul, Kigali nach Entebbe. Ich habe dazu noch das große Glück, um 9:00 Uhr abgeholt und an den Flughafen gebracht zu werden – sehr lieb von Dir und schön, den Urlaub nicht alleine zu starten. Der gesamte Flug verläuft wie am Schnürchen, so wenig warten musste ich selten. Von Istanbul nach Entebbe nervt nur ein wenig der Nebensitzer, der viel Platz braucht und dazu auch noch etwas unruhig ist und bei jeder Bewegung den ohnehin schon sensiblen Kopfhörerstecker aus der Fassung bringt. Das Essen an Bord der Turkish Airlines ist… ist das überhaupt Essen?
Sonnenaufgang am Victoriasee, Entebbe
Um pünktlich 4:05 Uhr schlage ich in Entebbe auf – das ist wörtlich zu nehmen, es schüttelt uns doch ganz ordentlich durch. Dann geht wieder alles schnell und nach sage und schreibe 15 Minuten habe ich das Einreiseprozedere samt Gepäckübernahme schon hinter mir, stehe hinter dem Ausgang und suche mein Namensschild, das da aber nicht ist. Das ist mir aber eigentlich egal, es ist sowieso noch dunkel und ich habe Zeit. Irgendwann kommt Billy, der mir das Auto übergibt und entschuldigt sich, dass er auf dem Parkplatz eingeschlafen ist. Billy ist der Eigentümer von Self Drive Uganda, wo ich das Auto gemietet habe. die Übergabe ist ziemlich entspannt: Um Beulen brauche ich mir keine Sorgen zu machen, das hat es schon genug. Die beiliegende Campingausrüstung schaut brauchbar aus, ich bekomme sogar ein niegelnagelneues Zelt. Mal sehen, wann ich mal zelte… Billy fährt mich dann durch das noch nächtliche Entebbe, um zu tanken und mir den Weg zur Fähre zu zeigen. Dabei erzählt er mir sehr viel, wie seine Firma entstanden ist. Es ist ganz interessant, wie er alles nach dem Studium selbst aufgebaut hat. Ich bin froh, hier gebucht zu haben und nicht bei Expats. Schließlich lädt er mich auf einen Kaffee ein. Kaffee? Ich? Nun ja, ich bin zwar kein Kaffeetrinker aber erstens ist es ein Kaffee von hier und zweitens habe ich ja auch noch ein paar Stunden Fahrt vor mir nach einer langen Nacht. Nach dem Kaffee verabschiedet er sich, vergisst seine Unterlagen, die ich ihm noch schnell bringe und sucht sich ein Taxi.
Lauter Motor
Erste Reihe auf der Fähre
Bewaffnete Fährmänner
Die Fähre kommt
Alternativer Fährtransport
Es ist noch dunkel und die Fähre fährt wohl erst ab 7:00 Uhr. Ich fahre zum Viktoriasee und genieße den Sonnenaufgang, dann suche ich einen Laden, um mich mit Wasser und Cola zu versorgen. Schließlich geht es zur Fähre, wo dann doch schon ein paar Autos warten und ich mich hinten einreihen muss. Etwas später kommt Bewegung in die Sache und die Mitarbeiter der Fährgesellschaft weisen die Wartenden ein (jeder übrigens mit eine AK47 bewaffnet, die gab’s wohl mal im Sonderangebot oder sind aus alten unrühmlichen Zeiten übrig). Letztendlich hat das zur Folge, dass ich, der eigentlich auf Platz 10 stand, mich plötzlich in der Pole Position befinde. Nicht schlecht! Ist das Touristenbonus? Die um um 7:00 Uhr fahrende Fähre fährt übrigens zumindest am Sonntag erst um 8:30 Uhr…
Am Äquator
Nulllinie
On the road
Am anderen Ufer angekommen beginnt nun der Roadtrip Uganda mit einer Waschbrettpiste, vielen Fußgängern und Kuhherden auf der Straße. Aber das Fahren ist angenehm und macht auch Spaß, ich kann mich immer ganz gut an den lokalen Verkehr anpassen, was mir später auch nochmal aus kompetentem Munde bestätigt wird. Irgendwann erreiche ich die alphaltierte Hauptstraße und sehe gleich mal eine Polizeikontrolle. Wenn mitten auf der Straße ein Schild mit „Stop Police“ steht, was macht man da? Genau! Der Aufforderung Folge leisten! Der kontrollierende Polizist ist aber offenbar sehr überrascht darüber. Ich muss ihm erst mal klar machen, dass ich ihm jetzt gerade meinen Führerschein zeige. Weiterhin kann er es nicht so recht glauben, dass ich den Namen meines Ziels gar nicht genau kenne aber trotzdem weiß, wohin ich will. Nun gut, das Ergebnis der Geschichte ist, dass ich nun als Taxi fungiere. Ein in zivil gekleideter Polizeibeamter braucht sowieso eine Mitfahrgelegenheit nach Mbarara, das kurz hinter meinem nun auch gefundenen Ziel, dem Lake Mburo National Park liegt. Und natürlich nehme ich ihn mit! Wer fährt denn schon mal unter persönlichem Polizeischutz, außerdem ist er ein netter Kerl, der mir auch ein Bisschen über die Gegend erzählt. Apropos Gegend: Er ist alles sehr grün, eine Kulturlandschaft mit vielen kleinen Straßendörfern und vielen Menschen auf der Straße. Das Afrika-Klischee erfüllt sich mit bunt gekleideten Frauen, die Waren auf dem Kopf balancieren. Überall wird irgend etwas verkauft, von Körben, Süßkartoffeln, bunten Tellern, Stroh bis zu den Fischverkäufern, die todesmutig und mit großen Fischen wackelnd auf die Straße sprigen, wenn ein Auto kommt. Man kommt auch ganz gut voran, auch wenn die Speedbumps in jedem Dorf die Fahrt etwas ausbremsen. Dass ich immer etwas zu schnell fahre stört den Polizisten nicht weiter, im Gegenteil: er lobt irgendwann mal meinen Fahrstil ausgesprochen und fragt, ob ich schön öfter hier war… Das geht natürlich runter wie Öl!
Badezimmer hinter dem Zelt
Zelt mit Blick
Am Äquator machen wir kurz den obligatorischen Fotostopp. Gut, dass ich einen Mitfahrer dabei habe, so bekomme ich auch das übliche Touristenfoto.
Nach vier Stunden habe ich den Abzweig zum Nationalpark erreicht und verabschiede mich. Das war doch schon mal ein guter Anfang. Hier im Ort besorge ich mir auch noch schnell (so war es zumindest geplant) eine SIM-Karte. Das Mädel, dass mir die Karte verkauft, merkt dann aber nach unendlichem Papierkram, dass sie mir die Karte nicht freischalten kann. So gehen wir gemeinsam unter ständigem Applaus des ganzen Dorfs zu ihrem anderen Laden, wo das gerade händisch ausgefüllte Formular nochmal mittels App eingegeben wird. Main Pass mus dazu nochmals fotografiert und ganz am Schluß auch noch kopiert werden – so hinterläßt man Spuren in der Welt. Nach einer Stunde haben wir es dann doch geschafft. Dumm, dass mein Telefon mittlerweile keinen Saft mehr hat, um die Anmeldung zu bestätigen. Also bekomme ich einen Stuhl zugewiesen und warte, bis das Telefon ein wenig aufgeladen ist. Zwischenzeitlich kommt ein kleines Mädchen vorbei, dass wohl vom Mzungu (also mir Weißem) sehr fasziniert ist. Sie umarmt gleich meine Beine und will mein Hand haben, die sie dann befühlt und nicht mehr loslassen will. Sehr süß und nochmal ein Klischee. Wo wir gerade bei Klischees sind: Währenddessen hat ein ganz kleines Kind der netten Verkäuferin Hunger bekommen und bekommt die Brust, während sich die Mutter noch um die Bezahlung meiner Karte kümmert.
Zelt im Eagles Nest
Lake Mburo NP
Aussicht vom Zelt
Ich fahre nun weiter auf der letzten Etappe zum Nationalpark. Die Straße hier ist sehr ausgewaschen und ich kann nun auch gleich mal den Allrad-Toyota testen. Auf der Straße hält mich ein Opa mit zwei kleinen Kindern an, der wohl mitgenommen werden möchte. Gut, einmal Taxi – immer Taxi. Ich mache Platz und schon geht es über die abenteuerliche Piste zu viert weiter. An einer Kreuzung lasse ich ein Kind und das Opalein raus. Er bedankt sich wirklich rührend. Das zweite Kind kann noch ein wenig mitfahren. Ich denke, wenn die wirklich gelaufen wären, hätten sie zwei Stunden gebraucht.
Nach der Ablieferung des zweiten Kindes ist es auch nicht mehr weit. Ich muss nur noch fast senkrecht den Berg hoch und dann habe ich Eagle’s Nest erreicht. Endlich da! Ich beziehe mein überdachtes Zelt mit atemberaubender Aussicht und stelle mich erst mal (nicht ganz, ich muss zunächst meine Waschsachen vom mal wieder ausgelaufenen Duschgel befreien) unter die angeblich warme Dusche. Ja, sie ist schon warm, sogar heiß, allerdings wer schon mal versucht hat, sich unter einem tropfenden Wasserhahn zu duschen, weiß wie schwierig das ist. Außerdem bläst hier ein starker Wind, der die Tropfen gleich wieder trocknet. Dementsprechend wird es eher eine kalte Dusche mit gelegentlichen aufwärmenden Tropfen. Trotzdem: sehr schöner Ort und ich bereue nicht, dass ich gleich los gefahren bin.
Da bewegt sich was
Wildlife vom Zelt aus
Abends genehmige ich mir endlich ein Nile Bier. Der Wind lässt auch bald nach und es steigt schöne warme Luft auf. Ein perfekter Sommerabend. Das Abendessen besteht aus drei Gängen: Gemüsesuppe, Viktoriabarsch (ja, der Killerfisch, der nicht mal so gut schmeckt) und Honig Pancakes. Das ist alles in Ordnung, es gibt aber definitiv auch besseres.
Klarer Sternenhimmel
Lake Mburo Panorama
Reisedetails:
Von Entebbe
Nach Lake Mburo Nationalpark
Strecke: 240km, Asphalt, Gravel, Fels
Übernachtung: Eagle’s Nest
Route 20.11.2016