24.10.2015
Indien? Indien! Hätte nie gedacht, dass ich so schnell mal nach Indien komme… Gut, man sagt, Goa sei nicht Indien, aber das sehe ich dann ja. Auf jeden Fall freue ich mich. das ist mein Jahres-Highlight, wahrscheinlich besser als der Urlaub.
Aber nun mal von vorne: Diese Jahr habe ich bei uns ein neues Intranet projektiert und eingeführt. Nun müssen natürlich die Kollegen weltweit geschult werden. Die Türkei habe ich gerade hinter mir, nun ist Indien dran. Die Reise verschlägt mich nach Panjim, Goa. Alles ist organisiert. Visum habe ich noch rechtzeitig beantragt, es gilt ein halbes Jahr. Das Hotel scheint gebucht zu sein, ebenso wie die Fahrt vom Flughafen. Mit der Kollegin vor Ort ist auch schon ein kleines Programm ausgemacht, ich komme schon am Samstag an, damit ich am Wochenende schon mal Land und Leute kennen lernen kann.
Die Flugtickets sind nach langem hin und her auch organisiert. Das war das Schwierigste. Es gibt eigentlich nur unmögliche Ankunfts- und Abflugzeiten. Dann war die Business Class auf dem Rückflug schon ausgebucht, ein anderes Mal war die Economyklasse teurer als die Business Class und so weiter und so fort. Letztendlich fliege ich nun mit Qatar Airlines Business Class hin und komme rechtzeitig Samstag morgens um 4:00 Uhr in Goa an, da hat man ja noch was vom Tag. Ich fliege mit Qatar Airlines in der Economyklasse am Samstag darauf um 5:00 Uhr wieder zurück, um letztendlich gegen 16:00 Uhr zuhause einzulaufen. Der Plan ist, dass ich mich dann für den Día de los muertos schminken lasse (falls das überhaupt nötig ist) und praktisch nahtlos den Tod feiern gehe. Feines Programm, langweilig wird es mir da wohl nicht.
Die Reise verläuft problemlos und beginnt sogar zu einer vernünftigen Zeit. Der Zug von Stuttgart nach Frankfurt fährt gegen 8 Uhr, wenig Wartezeit am Flughafen, Priority Ckeck-In und Business Class Lounge. das alles bei bester leiblicher Versorgung. Die Flieger hebt pünktlich ab, der Sitz ist bequem, was will man mehr. Die Versorgung an Bord ist dann erstklassig. Eine tolle Weinauswahl und ein Menü, dass ich so am Boden selten bekommen habe. Es gibt eine unglaublich cremige Kichererbsensuppe, danach eine göttliche Paneer-Rolle mit Spinat und gewürztem Reis – muss ich unbedingt mal nach machen – und zum Schluss ein paar arabische Schweinereien. Gut, arabisch und Schweinerei beisst sich ja ein bisschen… Da die Versorgung und das Unterhaltungsprogramm erste Sahne sind, vergeht die Zeit bis Doha wie im Flug.
In Doha muss ich mich um eine neue Bordkarte kümmern, da meine wohl irgendwo aus der Tasche gesegelt ist. Das ist aber auch kein Problem, es wird sich gleich sehr fürsorglich um mich gekümmert und innerhalb von 2 Minuten bin ich Besitzer einer neuen Bordkarte. Jetzt lasse ich aber erst mal den neuen und bombastischen Flughafen von Doha auf mich wirken. Beeindruckend! Ich denke, man könnte hier locker einen Tag mit Lädeln verbringen. Man merkt natürlich wo das Geld liegt. Soll ich noch nen Maserati gewinnen? Ach nein, lieber nicht. Ich lasse mich liebe noch eine Weile in der Qatar-Lounge verwöhnen, bis es dann auch wieder weiter geht.
Der Anschlussflug ist nicht mehr ganz so komfortabel, was an der etwas älteren Maschine liegt und auch an der kurzen Reisezeit. Aber das Frühstück kann man auch hier gut essen. Morgens irgendwann nach 5 Uhr betrete ich dann indischen Boden. Die Einreise geht auch sehr schnell voran, obwohl man gefühlt 10 mal kontrolliert wird – ohne Spaß, es gab mindestens fünf Stationen, an denen Papiere und Gepäck gecheckt wurden. Als ich endlich draußen bin, werde ich auch gleich vom Fahrer in Empfang genommen. Goa begrüßt mich sehr freundlich und warm. Es hat etwa 26 Grad und sehr dichten Nebel. Wirklich dichten Nebel! Eine Stunde am frühen Morgen bei Sichtweiten unter 20m mit Menschen und Tieren auf der Straße macht Spaß und wach! Ich bin dann froh im Taj Vivanta Hotel anzukommen. Am Tor wird das Auto noch gründlich durchleuchtet, dann komme ich endlich an der Lobby an und beziehe mein Zimmer. Ich gönne mir zwei Stunden Schlaf, dann eine Dusche und dann ein gutes Frühstück und bin danach fit, die Stadt anzuschauen.
Ich stürze mich also in den chaotischen Verkehr von Panjim. Zunächst bin ich noch etwas orientierungslos und beschließe daher, erst mal am Fluss entlang zu laufen. Da finde ich auf jeden Fall wieder zurück. Am Fluss ist auch ein netter Grünstreifen und ein breiter Gehweg, so dass ich nicht immer allem und jedem ausweichen muss. Okay, bin also in Indien… Irgendwie ist es hier aber wie in jedem anderen Asien auch. Eigentlich fühle ich mich schon ganz wohl. Ich gehe an der Uferpromenade entlang und mache (mir) ein paar Bilder von der Stadt. Weiter vorne stehen die Casinoschiffe und die Empfangshallen dazu. Schon irgendwie krass. Es gibt so viele arme Menschen hier und die Reichen verpulvern ihre Kohle auf dem Boot.
Weiter geht es in die Innenstadt. Hier schaue ich mir erst mal den Markt an, schließlich möchte ich mir und anderen auch ein paar Gewürze mitbringen. Im Markt gibt es natürlich alles, nur keine Person, die mich versteht oder die ich verstehe. Es ist nicht einfach, heraus zu finden, was sich in den Gewürztüten befindet. Und wenn man dann mal gefunden hat, was einen interessiert, bekommt man Mengen, die einen Großveranstaltung versorgen können. Ich lasse das hier also erst einmal und ziehe weiter.
Zwischenzeitlich telefoniere ich mit Sarah, meiner Kollegin hier in Indien. Sie ist allerdings sehr im Strass und muss noch eine Messe vorbereiten, so dass ich mich zumindest bis abends alleine herumschlagen muss. Auf mehrfache Fragen, ob ich das kann und ob ich einen Fahrer brauche, sage ich, dass ich sowieso schon zu Fuß in der Stadt unterwegs bin und alleine gut zurecht komme. Sie ist beruhigt und meldet sich später nochmal. ich bin beruhigt und geht weiter, um etwas Sightseeing zu machen. Erst mal ist der Platz um die Kathedrale herum dran. Hier tobt das Leben auf dem Platz in den Straßen drum herum und auch an der Kathedrale. Die Gegend hat echten kolonialen Charme. Man merkt allerdings auch, dass im geschäftigen Zentrum deutlich mehr Menschen unterwegs sind, die blonden, hellhäutigen Touristen ihre Dienstleistungen nahe bringen möchten. Viel Spaß hbe ich mit einem sehr freundlichen Schuputzer, der mich anspricht. Ich zeige ihm daraufhin meine Schuhe: FlipFlops… Wir fangen beide an zu lachen und er meint noch, dass ich sowieso zu helle Füße hätte, woraufhin ich aber dankend ablehne.
Nach der Kathedrale gehe ich über einen kleinen Hügel ins alte portugiesische Viertel Altinho. Hier stehen die ganzen wirklich alten Häuser. Die Straßen haben protugiesische Namen. Es ist sehr schön hier. Überall kleine Galerien, Läden und winzige Restaurants. Viele Häuser sind freilich auch vom verfall bedroht aber die meisten stehen doch noch ganz gut da. Einen kleinen Abstecher über den kleinen Fluß mache ich noch, merke dann aber, dass ich beim Yacht Club raus komme, das brauche ich nicht. Lieber schlendere ich weiter durch die alten Sträßchen, bis ich zurück zum Jardim Garcia de Orta komme. Von hier aus gehe ich weiter über die Einkaufsstraßen von Panjim. Es gibt unheimlich viele Läden, die Cashewnüsse verkaufen. Ich treffe schon mal eine Vorauswahl für meinen Einkauf. Ebenso schaue ich mir mal ein paar Restaurants an, ich brauche ja wahrscheinlich noch abends etwas zu Essen. Auf dem Weg finde ich noch einen kleinen Supermarkt. Hier gibt es auch sehr viele gut verpackte Gewürze in handlichen Mengen. Das sieht mir nach einen guten Quelle aus.
Ich erhole mich ein bisschen im Hotel und gehe das zweite Mal unter die Dusche. Außerdem bekomme ich noch eine Nachricht, dass ich heute den restlichen Abend alleine verbringen kann. Ich beschließe also, nochmal in die Stadt zu gehen, um etwas leckeres zu essen. Meine Vorauswahl und der Reiseführer bestätigen zusammen mit dem Internet (ja, ein Restaurant muss gut ausgesucht werden), dass ich ins Sher-E-Punjab gehe. Das scheint nicht sehr touristisch und ein bei Einheimischen beliebtes Restaurant zu sein. Das Restaurant finde ich auch gleich und ich bekomme einen guten Platz im Innenhof. Die karte ist riesig aber ich springe gleich mal kopfüber ins kalte Wasser und bestelle ein Lamm-Vindaloo samt Kingfisher Bier und Naan zum Runterkühlen. Der Kellner fragt zur Sicherheit drei Mal nach, ob ich mir auch sicher bin. „It’s spicy!“, „You are sure, it is very spicy!“ und nochmal so etwas in der Art. Nun ja, ich liebe Vindaloo und wenn hinter dem Namen drei Chilischoten als Warnung stehen, dann ist mir schon klar, dass ich gerade das schärfte Gericht der karte bestellt habe. Ich mache ihm also klar, dass ich weiß, was ich da bekomme und ich mich schon darauf freue. Er ist beruhigt. Das Essen kommt schnell und es ist super lecker. Natürlich scharf (Der Kellner beobachtet mich aus gebührendem Abstand, falls ich explodiere) und nachdem ich keine Anstalten mache, zu platzen und brav weiter esse, fängt er an, mich aufmunternd anzulächeln. Mann war das lecker! Nach ein paar weiteren Kingfishern zahle ich, der Kellner ist stolz auf mich und freut sich über sein Trinkgeld und ich gehe zufrieden nach Hause.