24.10.2014
Morgens klingelt der Wecker. Oh je, es geht in Richtung Heimat und Vicky ist hoffentlich auch da, um mich an den Flughafen zu Fahren. Natürlich ist er das! Pünktlich wie ein Maurer steht er hier, um mich an den Flughafen mit zu nehmen. Der Weg ist nicht weit, er war ein paar Tage bei der Familie und hofft, dass ihm am Flughafen dann heute wieder jemand ins Netz geht. Ich drücke ihm die Daumen und verabschiede mich. Jetzt ein paar Stunden Flug, auf denen ich wahrscheinlich nicht schlafen kann, weil mich das Entertainmentprogramm wieder voll auslastet und dann bin ich in der Wüste.
Natürlich läuft in Dubai alles perfekt: Einreise mit Visum aus dem Automaten, Taxi mit Taxameter, Ferraris und Lambos, die einen auf der Autobahn überholen, kreuzungsfreie Straßen und ein sauberes Business-Hotelzimmer im Finanzdistrict. Nur ein Problem gibt es: Schon wieder Feiertag! Man sagt mir, dass in der Altstadt nicht viel los sein wird. Ich gehe aber erst mal zur U-Bahn und fahre zur Dubai Mall. Dort muss isch irgendwo der Eingang zum Burj Khalifa befinden, für den ich ein Nachmittags-Ticket habe. Ich nahm an, dass die Haltestelle, die so heißt auch direkt an der Dubai Mall ist. Weit gefehlt: Man muss gefühlte 2 Kilometer über klimatisierte Fussgängerpassagen laufen, um dort erst mal anzukommen. Die Mall soll die größte (oder zumindest eine der größten der Welt) sein. Und ja, das scheint zu stimmen. Unzählige Geschäfte und Restaurants, ein großes Meerwasseraquarium mit Haien und anderem Getier, Hotels, usw… und irgendwo der Eingang zum Burj.
Ich lief erst einmal etwas orientierungslos durch die Menschenmassen. Die Zivilisation hatte mich zurück, ich war sie nur noch nicht ganz gewöhnt. Irgendwann fand ich den Ausgang und war im Freien. Viel ruhiger war es dort auch nicht und unter „frische Luft“ versteht man sowohl in Sri Lanka als auch in Deutschland etwas anderes. Hier schlug mir heißer und feuchter Wüstenwind entgegen, so wie das hier halt so ist. Ich stand am Fuß des Burj Khalifa, neben dem gerade die Oper gebaut wird. Schon beeindrucken, das höchste Gebäude der Welt. Und völlig verrückt die Retortenstadt, die hier entstanden ist. Als ich das erste Mal hier war, lag hier nur Sand. Wie auch immer, ich suchte ja den Eingang. Ich schaute mir also das Areal noch an, um dann der Beschilderung zu folgen. wenn man es so macht, kann man eigentlich nicht verloren gehen.
Nun war ich also mitten im Vergnügungspark. Die Gruppe wurde durch die Katakomben des Burj geführt, begleitet von Musik und Bildershows, die die heroische Geschichte des nicht sehr alten Dubai und des Turmbaus zu Dubai erzählten. Ja, es war auch einigermaßen interessant. Nach einer ganzen Weile kamen wir dann endlich am Hauptaufzug an, von dem es in 55 Sekunden auf Etage 124 geht. Man ist dann in etwa 450 Meter Höhe, was ich schon etwas enttäuschend fand, ist der Turm doch insgesamt über 800 Meter hoch. Aber dennoch hat man von hier aus eine fantastische Aussicht und man spürt auch die Schwingungen, die der Turm im Wind mitmacht. Schön war auch die Abendstimmung mit Turmschatten. Es ist auch nicht überfüllt. Ich finde, der Besuch hat sich schon gelohnt, muss aber kein zweites Mal sein. Runter geht es dann recht schnell. Vorbei an den Heroen des Turmbaus – hier entdecke ich dann doch auch endlich Namen und Logo sowie ein paar Kollegen aus der Firma, hätte mich ja auch gewundert, wenn nicht.
Natürlich kommt man am Ausgang nicht an der Shoppingmall vorbei – auch ich nicht. Zum Einkaufen fand ich zwar nichts aber zum Gucken gab es viel. Faszinierend fand ich die Großfamilien, aus mindestens acht Personen bestehend, bei denen jeder mindestens 2 große Tüten in der Hand hatte. Und zwar nicht von H&M oder C&A sondern von Gucci, Lacoste, Prada usw. Diese Familien stärkten sich dann aber nicht in den Edelrestaurants sondern bei McDonalds und KFC und auch bei der Nordsee, die gab es hier nämlich auch. Ich tat es ihnen gleich und aß mitten im Fastfood Getümmel unter Menschen, deren getätigter Einkauf wahrscheinlich mein Monatsgehalt deutlich übertraf. Ich schlenderte noch eine Weile herum, ging dann aber wieder zurück zur U-Bahn, um nach Deira in die Altstadt zu fahren.
Es war ja Feiertag und die Straßen waren voller Männer in Gebetsoutfit. Als ich ankam, riefen die Muezzins gerade zum Gebet, eine fantastische Atmosphäre, wenn die Gesänge durch die Gassen der Altstadt zu hören sind. Ich ging zum Basar und musste feststellen, dass nur noch Hindus und Christen die Läden geöffnet hatten. In einem Stand von Pakistanern fand ich dann eine gute Auswahl an Wasserpfeifen und machte mich an die Verhandlungen. Die verliefen wie aus dem Bilderbuch: Mir wurde ein Phantasiepreis genannt, ich erklärte den Verkäufer für verrückt und er kam mir um die Hälfte entgegen. Ich fand das Angebot weiterhin unverschämt und wurde zu Tee eingeladen, damit ich den Laden nicht sofort wieder verließ. Die Vorzüge wurden angepriesen und wir waren bei einem Drittel des Ursprungsangebots. Ich machte deutlich, dass ich unter diesen Umständen lieber woanders schauen würde (es gab kaum noch Läden, die offen waren…) und gab etwa 10 Prozent des Angebots als meine Obergrenze an. Der Verkäufe fing an, zu leiden, und machte deutlich, dass er Familien und Kinder zu ernähren hatte. Nach einigem Verhandeln kamen wir bei einem Fünftel des Preises heraus, und waren beide glücklich. Nach Besiegelung des Angebots wurden mir noch reichlich Sachleistungen (Koffer, Tabak, Kohle) dazu gepackt, um zu verdeutlichen, dass das doch ein recht gutes Geschäft war, ich mich aber trotzdem nicht übervorteilt fühlte, was überhaupt nicht der Fall war. Dann noch einen Abschlußtee, einen kleinen Smalltalk und die Verabschiedung per Handschlag bei allen Beteiligten. So macht Shopping wirklich Spaß, wenn einem das Gefühl gegeben wird, etwas dafür getan zu haben und Freunde zu verlassen – Schön!
Zufrieden schlenderte ich noch eine Weile durch Deira und suchte nach einem Lokal, was aber an diesem Tag völlig aussichtslos war. Ich ging dann spät zurück ins Hotel, trank noch ein Feierabendbier an der Bar und bereitete mich dann auf den Abflug am nächsten Morgen vor. Nach einer kurzen Nacht ging es in aller Frühe zurück zum Flughafen und dann ins kalte Deutschland…