17.10.2014
Der frühe Vogel konnte mich eigentlich immer mal, allerdings hat sich seit Sri Lanka wohl mein Rhythmus grundlegend geändert. Ich weiß nicht warum. Auf jeden Fall war heute wieder so ein Tag. Yala stand auf dem Programm. Und Yala bedeutet in der Touristensprache: „Früh! Scheißfrüh!!).
Um 4:40 Uhr ging ich ins Bad. Dort stand dann vor der Dusche ein netter kleiner Skorpion in Drohhaltung – Mönsch Kleiner, Dein Stachel ist sooo klein, der schafft es dich niemals durch meine Haut… Ich bugsierte ihn in einem Glas hinaus und packte nach dem frisch Machen meine Sachen. Pünktlich wie die Maurer stand mein Jeep vor der Türe und es ging los. Kalt war es übrigens aber der Passagierraum war noch winddicht verschlossen. Und ja, die Regenzeit. Auf der Fahr begann ein gleichmäßiger Landregen, zum Glück hatte ich meine Regenjacke dabei. Am Visitor Center sah ich dann, wie bekannt und touristisch wichtig dieser Park ist. Eine Masse an Jeeps staute sich hier an der Straße. Die Guides besorgten unsere Permits und gaben ihre Touren an, damit sich im Park kein Stau bildet. Mich erinnerte das ganze ziemlich an den morgendlichen Berufsverkehr. Es war noch dunkel als es weiter zum eigentlichen Eingang ging. In der Dämmerung waren wir dann im Park und fuhren zu den ersten Spots. Die Guides sind immer untereinander verbunden, um sich gegenseitig über Sichtungen von wichtigen Tieren zu informieren.
Wie das dann abging, sollte ich später noch erfahren. Der Anfang der Safari war auf jeden Fall noch sehr beschaulich. Auf der Fahrt zu einem Wasserloch passierte ich eine Stelle mit Gebüsch und Felsen, wo sich auch tatsächlich ein Leopard aufhielt. Ich sah ein wenig von ihm, er war aber doch ganz gut versteckt. Offensichtlich hatte er auch wirklich keine Lust, in aller Herrgottsfrühe von einem blöden Touristen fotografiert zu werden – und das noch vor dem Zähne putzen. So zieht er weiter und wir auch. Auf den weiteren Weg begegne ich ein paar Schweinen und schließlich dem ersten Elefanten, der hier am Wasserloch steht. Ich habe ihn eine Weile für mich alleine, als der nächste Jeep kommt, fahren wir weiter.
Der Park ist ziemlich groß und nur ein kleiner Teil ist überhaupt mit den Jeeps befahrbar. Dennoch ist auch dieser kleine Teil schon sehr abwechslungsreich. Man kommt durch Buschwald, Grasebenen und an Wasserflächen entlang. Auf kleinen Hügeln sieht man in die Umgebung und über fast apokalyptisch anmutenden Ebenen thronen bizarre Felsen. Durch diese Gebiete fährt man kreuz und quer immer auf der Suche nach Leoparden. Irgendwann krächzt es dann auch wieder aus dem Funkgerät und die ansonsten gemütliche fahrt wird plötzlich hektisch, unbequem und schnell… Ein Leopard wurde gesichtet und wir hetzen mit Überschallgeschwindigkeit dort hin. Dummerweise unterhalten sich alle auf der selben Frequenz, was zur Folge hat, dass am Ort der Sichtung zwar ein Stau wie in der Rush-Hour herrscht und eine weithin riechbare Abgasfahne die Luft verpestet, durch den Lärm und den Gestank aber sicher jedes Tier in die Flucht geschlagen wurde oder verendet ist. Nur Stress, das muss nicht sein, was ich auch meinem Guide sage. Er soll einfach die Durchsagen ignorieren und mir stattdessen die schönen Enden des Nationalparks zeigen. Einen Leoparden habe ich ja auch schon gesehen.
Die Idee, eine gemütliche Safari zu machen, stellt sich als gut heraus. Ich sehe kaum noch andere Jeeps und der Guide hat alle Zeit der Welt, Tiere zu spotten. So finden wir auch recht schnell einen Brillenbären, der sich hinter dem Gestrüpp bewegt. Gegenüber sitzt ein Adler unter einem Busch, dieses Mal sogar so, dass ich ihn fotografisch einfangen kann. Es regnet zwar immer wieder mal, allerdings nie allzu stark. Die Regenzeit hat zwar begonnen, mich aber noch einigermaßen verschont. Zur Mittagszeit treffen sich die meisten Jeeps am Strand. hier ist Zeit, etwas zu essen und zu trinken und man darf die Jeeps hier auch mal verlassen, was wirklich gut tut. Dummerweise regnet es hier gerade wieder stärker, dass man auch nicht gerade viel Lust auf einen kleinen Spaziergang hat. Es ging dann weiter zu interessanten Felsen. Hier gab es noch Eulen, Störche und einen überfahrenen Python zu sehen. Leider war dann langsam die Tour zu Ende und ich wurde zurück zum Hotel gebracht.
Nach einer erfrischenden Dusche kam dann auch die letzte Fahrt mit Vicky. Er brachte mich noch nach Mirissa, einem Badeort im Südosten. Dazu ging es durch den Süden des Landes. Durch den Tsunami, dessen Folgen man auch immer noch vielerorts erkannte, gab es hier bei Hambantota ein großes Infrastrukturprojekt. Die Strassen sind hochmodern (wenngleich auch nachts von Elefanten besetzt) und es gibt einige Vorzeigegebäude, z.B. das neue Stadion. Dann wird es aber schnell wieder etwas einfacher und bodenständiger. Die Strassen werden enger und von Bäumen gesäumt. Die Landschaft ist weider recht schön und von Feldern geprägt. Hin und wieder sieht man ein Boot auf den Feldern… Äh Moment mal, bis hierher kam die Welle? Und schon wieder ist man auf dem Boden der Tatsachen. Ich bewege mich auf Land, dass 10 Jahre zuvor überflutet war. Und ich werde gleich in einem Hotel übernachten, das damals total zerstört wurde, das Ganesh Garden Beach Cabanas.
In Tangalle angekommen ließ ich mich kurz am Geldautomaten absetzen und mich dann zur Unterkunft bringen. Sie lag doch ganz schön weit weg vom Ort, immer zwischen Strand und Mangroven entlang, war aber sehr schön gelegen. Hier verabschiedete ich mich von Vicky, der mir ein sehr guter Fahrer und Reiseleiter war. Wir machten noch einen Flughafentransfer am letzten Tag aus. Ich freute mich aber auch, jetzt noch ein Bisschen alleine unterwegs zu sein. Es ist sehr komfortabel und einfach, gefahren zu werden, allerdings ist man doch ziemlich eingeschränkt und unspontan und lernt dadurch nicht so viele Leute kennen, wie sonst.
Ich machte mir erst mal ein Bild von Hotel und Umgebung. Das Wetter war noch ziemlich regnerisch, am Strand und an der Bar war niemand zu sehen, so lief ich ein wenig herum. Es war alles sehr schön hier, es ließ sich aushalten – zumindest ein oder zwei Nächte. Ich beschloss, den folgenden Tag abzuwarten und das Ganze langsam angehen zu lassen.